Kriegstelegraph [3]

[364] Kriegstelegraph. Bei Beginn des Weltkrieges hielt man die technische Entwicklung des Nachrichtengerätes der deutschen Truppen im allgemeinen für abgeschlossen. Man ging von der Annahme aus, daß man mit dem Fernsprecher und der drahtlosen Telegraphie allein würde auskommen können und von der Drahttelegraphie keinen ausgedehnten Gebrauch machen würde. Die Telegraphentruppen waren nach diesen Gesichtspunkten vorgebildet.

Es zeigte sich bald, daß das vorhandene Gerät nach Zahl und Beschaffenheit, ebenso die technische Ausbildung und Zahl der Telegraphentruppen bei weitem nicht den Anforderungen entsprachen, die ein jahrelanger Krieg auf ausgedehnten Kampfplätzen in den verschiedensten klimatischen Zonen und insbesondere auch der Stellungskrieg an die Nachrichtenübermittlung stellt. Und doch hat die deutsche Nachrichtentruppe ihre Aufgabe in glänzendster Weise gelöst. Es ist dies dem rastlosen Eifer und Anpassungsvermögen der aktiven Truppe, insbesondere aber der schnellen und nachhaltigen Hilfe der Reichstelegraphie zu danken, die Apparate, Fachbeamte und Facharbeiter dem Heere in einem Umfange zur Verfügung stellte, daß zur ordnungsmäßigen Bewältigung des heimatlichen Dienstes die zurückgebliebenen Beamten ihre Kräfte auf das äußerste anstrengen mußten.

Es sind zwei Gebiete zu unterscheiden: das Operationsgebiet und das Etappengebiet. Das Etappengebiet mit den Sitzen der Heeresgruppenkommandos und des Großen Hauptquartiers mit der Obersten Heeresleitung bildet die Verbindung des Heimatsgebietes mit dem Operationsgebiete. Das Operationsgebiet enthält die eigentliche Kampfzone und die rückwärtige Zone; die erstere reicht von den vordersten Schützengräben bis zur Division, wo die rückwärtige Zone beginnt, in der die Generalkommandos und Armeeoberkommandos untergebracht sind. Die Kriegsmarine hat in ausgedehntem Maße von der drahtlosen Telegraphie Gebrauch gemacht.

I. Etappengebiet, a) Telegraphie. Es kamen zur Verwendung in erster Linie: der Hughestypendrucker (Bd. 8, S. 443), für schwächer belastete Leitungen der Klopferapparat (Bd. 8, S. 445) und Morsesysteme nur da, wo keine Klopfertelegraphisten zur Verfügung standen. Zur Bewältigung des Massenverkehrs zwischen dem Großen Hauptquartier und der Heimat sowie den Truppen in den verbündeten Ländern und in den besetzten Gebieten wurde der Siemens-Schnelltelegraph benutzt (Ergbd. I, S. 765). Das Große Hauptquartier stand z.B. durch den Schnelltelegraphen von Siemens in Verbindung mit Berlin und von Berlin gingen wieder Schnelltelegraphenverbindungen nach Wien, Budapest, Konstantinopel, Bukarest, Warschau u.s.w. Der Siemenssche Schnelltelegraph hat sich so bewährt, daß er zukünftig wohl in erster Linie für die Bewältigung des telegraphischen Massenverkehrs benutzt werden wird. Er ist selbst bei mangelhaftem Leitungszustande noch betriebsfähig gewesen, wo der Betrieb mit Hughesapparaten nicht mehr möglich war; seine Leistung war dann 400 Buchstaben in der Minute gegen 600–700 in der Minute bei guter Leitung. Die längsten mit Hughestypendruckern betriebenen Linien[364] waren: 1. Hamburg–Bagdad mit Relaisübertragung in Budapest, Orsova, Sofia, Adrianopel, Konstantinopel, Konia, Aleppo und Mossul. 2. Berlin–Athen mit Uebertragung in Budapest, Semendria und Monastir. Es sind im Kriegsgebiet über 1000 Hughestypendrucker und etwa 100 Siemens-Schnelltelegraphen zur Verwendung gekommen.

b) Fernsprecher. Bei der räumlichen Ausdehnung des Etappengebietes wurde die Anlage weitverzweigter Fernsprechnetze erforderlich. Die vom Feinde mehr oder minder zerstörten Anlagen wurden wiederhergestellt und zur Herstellung der erforderlichen Kriegsnetze benutzt. Auf den östlichen und südöstlichen Kriegsschauplätzen mußten, insbesondere in Serbien und Mazedonien, vollkommen neue Fernsprechnetze hergestellt werden; es sind zu diesem Zwecke große Mengen Kupferdraht bezw. Bronzedraht und Tausende von Telegraphenstangen aus Deutschland nach dem Balkan geschafft worden. An Apparaten für die Vermittlungsanstalten und die Sprechstellen kamen zuerst allgemein die bei der Reichstelegraphie gebräuchlichen Systeme zur Verwendung. Dann wurden besondere Feldklappenschränke für 5, 10, 25 und 60 Leitungen konstruiert, die sich leichter und sicherer transportieren lassen als die schwerfälligeren Postapparate, und die auch einen schnelleren Aufbau, Abbau und Erweiterung einer Vermittlungsstelle ermöglichen.

Die Feldklappenschränke sind an Stelle der gewöhnlichen Fallklappen mit rückstellbaren Schauzeichen ausgerüstet. Sämtliche Nebenapparate, wie Blitzableiter, Schmelzsicherungen, Uebertrager und Anrufzeichen sind im Schranke selbst untergebracht. Die Schaltung des Schrankes ist so eingerichtet, daß er für jede Betriebsweise, gewöhnliches Schlußzeichen, selbsttätiges Schlußzeichen und auch für Zentralbatteriebetrieb benutzt werden kann.

Für Stationen mittleren und größeren Umfanges wurde 1916 der große Feldklappenschrank 16 eingeführt, der aus Einzelsätzen für je 10 Leitungen gebildet wurde. Durch das Zusammensetzen dieser einzelnen Karten mit Klappen und Klinken für je 10 Leitungen konnten ohne Schwierigkeit Vermittlungsstellen von beliebiger Größe eingerichtet werden. Im Bedarfsfalle wurde der Schrank durch Hinzufügen eines Vielfachklinkenfeldes zum Vielfachumschalter erweitert. Die Verbindungskabel für die einzelnen Schränke waren mit Steckkontakten versehen, so daß der Aufbau der Vielfacheinrichtungen schnell und ohne Lötarbeiten erfolgen konnte.

Als Leitungsmaterial wurde anfänglich im Etappengebiete für die Fernsprechleitungen allgemein Bronze- und Hartkupferdraht benutzt; die Leitungen wurden meist oberirdisch geführt. Wo unterirdisch verlegte Fernsprechnetze, wie z.B. in Warschau und Bukarest, vorhanden waren, wurden die Kabelanlagen wieder in Betrieb genommen. Hier mußten besondere Maßnahmen getroffen werden, um feindliche Spionage in verdeckten Leitungen zu verhüten. Als das Kupfer knapp wurde, ist Eisendraht für die Anschlußleitungen und später auch für die Fernleitungen verwendet worden. Zur Erzielung besserer Sprechverständigung wurde mit Vorteil von dem Pupinsystem (Ergbd. I, S. 787) Gebrauch gemacht, und ganz besondere Leistungen wurden mit Fernsprechverstärkern nach Art der Lieben-Lampe und zuletzt mit den Kathodenröhrenverstärkern erzielt. Mit Hilfe solcher Fernsprechverstärker ist z.B. gute Sprechverständigung zwischen Berlin und Sofia, Bukarest, Konstantinopel und Ueskueb erzielt worden. Der Verfasser selbst hat von einem Artillerieunterstand auf der Dubhöhe an der mazedonischgriechischen Front gute Sprechverständigung mit Berlin gehabt unter Einschaltung von Fernsprechverstärkern in Nisch, Budapest und Pleß.

c) Drahtlose Telegraphie. Im Etappengebiet sind die Funkentelegraphenstationen meist nur für den Empfangsdienst nutzbar gemacht worden. Aufgenommen wurden in erster Linie die Heeresberichte und die sonst von der Obersten Heeresleitung allgemein verbreiteten Nachrichten, dann aber auch die feindlichen Funksprüche, die oft wichtige Aufschlüsse über die Lage und die Ablichten des Feindes lieferten. So hat z.B. die Station Ueskueb das ganze Mittelmeer funkentelegraphisch kontrolliert. Vielfach sind auch Fälle vorgekommen, wo die Telegraphenlinien durch Unwetter tagelang gestört wurden, wie z.B. in Mazedonien und Bulgarien; es hat dann die Funkentelegraphie die Vermittlung der wichtigsten Nachrichten übernommen. Zur Verwendung kam meist die schwere Feldstation mit einer Reichweite bis zu 250 km bei Verwendung eines 30 m hohen Antennenmastes. In Bukarest wurde eine in einen Eisenbahnwagen eingebaute Großfunkenstation in Betrieb genommen, deren Luftleitung an den stehengebliebenen Türmen der rumänischen Großfunkenstation befestigt worden sind.

II. Das Operationsgebiet, a) Telegraphie. In der eigentlichen Kampfzone sind Feldtelegraphenapparate des Morse- und Klopfersystems mit metallischer Verbindungsleitung nicht zur Anwendung gekommen. In der rückwärtigen Zone war es dagegen oft nötig, die Divisionsstäbe mit den Stäben der Generalkommandos durch Klopfer- oder Hughesleitungen zu verbinden.

b) Fernsprecher. Im eigentlichen Bewegungskrieg und im Anfang des Stellungskrieges behalf man sich mit den tragbaren Fernsprechstationen und Patrouillenapparaten von der Art der in Bd. 5, S. 705 beschriebenen. Allgemein zur Verwendung kamen der Armeefernsprecher und Feldfernsprecher, eine handliche tragbare Fernsprechstation für Summeranruf mit besonderem Kopffernhörer und Sprechbatterie, die mit einer kleinen Vermittlungseinrichtung versehen war. Letztere genügte aber nicht, wenn mehrere Leitungen miteinander in Verbindung treten sollten. Die sachgemäße Lösung dieser Aufgabe erfolgte durch Konstruktion eines Vermittlungsschrankes mit Summerschauzeichen, durch den der Anruf mit dem Summer auch dem Auge sichtbar gemacht wurde.

Der Summerschauzeichenschrank. Er ist für 10 Doppelleitungen eingerichtet und mit auswechselbaren Schauzeichen versehen. Sollen auf den Schrank auch Leitungen mit Weckeranruf gelegt werden, so sind die Summerschauzeichen gegen Fallklappen auszuwechseln. Das Summerschauzeichen besteht aus einem gewöhnlichen Fernsprecher; durch ein Loch in der Mitte des Schallbleches ragt eine Nadel hindurch, auf deren Spitze das Schauzeichen drehbar gelagert ist. Die dreieckig geformte Schauzeichenfahne ist mit zwei elastischen Füßchen aus[365] dünnem Bronzedraht versehen, die sich mit leichtem Druck auf das Schallblech stützen. Die Schwingungen des Schallbleches beim Anruf bewirken eine Durchbiegung der Füßchen, die sich infolge der Federung wieder ausgleichen will. Dadurch erhält die Schauzeichenfahne eine drehende Bewegung, deren Geschwindigkeit mit der Größe der Schallblechschwingungen zunimmt.

Das Vermittlungskästchen. Es kommt anstelle der Summerschauzeichenschränke zur Verwendung, wenn solche von der Truppe nicht mitgeführt werden können und nur kurze Entfernungen in Frage kommen. Nur geringen Raum einnehmend enthält es einen Abfrageschalter, eine Verbindungsklinke mit Stöpselschnur, Kontakte zur Einschaltung eines Schauzeichens oder einer Weckerklappe, ferner die Kontakte zum Anschluß eines Armeefernsprechers, der gleichzeitig als Abfrageapparat dient, und zwei Leitungsklemmen. Die Vermittlungskästchen für die einzelnen Leitungen werden auf einem Tisch nebeneinandergestellt und durch Ueberwurfklemmen miteinander verbunden; damit ist die Vermittlungsstelle betriebsfertig. Das Schauzeichen – Kugelschauzeichen – besteht hier aus einem kleinen Telephon, auf dessen Schallblech unter einer halbkugelförmigen Celluloidkappe mehrere Hollundermarkkügelchen lagern, die beim Anruf in eine hüpfende Bewegung geraten. Beim Anschluß einer Weckerleitung wird das Schauzeichen durch eine Fallklappe ersetzt.

Der Artillerielautsprecher. Er wurde zu Beginn des Krieges als Verständigungsmittel zwischen Beobachter, Batterieführer und den Geschützführern vielfach mit Nutzen verwendet. Infolge der kräftigen Sprachübertragung und der einfachen Handhabung erfüllte der Lautsprecher seinen Zweck vollkommen, solange sich der Verkehr auf wenige Stationen und geringe Entfernungen beschränkte. Im Verlaufe des Krieges wurde er durch den leistungsfähigeren Armeefernsprecher ersetzt.

Leitungen. Als Leitungsmaterial wurden Armeekabel, Feldkabel und Panzerkabel benutzt, soweit nicht vorhandene permanente Leitungen in Betrieb genommen werden konnten. Das Armeekabel ist ein dünner Litzendraht, dessen Isolierschicht wenig widerstandsfähig ist; er eignet sich nur zur vorübergehenden Verwendung. Sollten die herzustellenden Verbindungen längeren Bestand haben, so wurden sie mit dem widerstandsfähigeren und besser isolierten Feldkabel hergestellt. Panzerkabel kam in den Fällen zur Verwendung, wo die Leitungen stark der Zerstörung durch feindliches Feuer ausgesetzt waren. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, die Leitungen möglichst weit nach vorn in permanentem, oberirdischem Bau an die Stellungen heranzubringen.

c) Die Arendt-Stationen. Die von dem Telegrapheningenieur der Reichspostverwaltung Otto Arendt konstruierten und nach ihm benannten Stationen haben es ermöglicht, den Nachrichtendienst unserer Gegner, soweit er auf eindrähtigen oder mangelhaft angelegten doppeldrähtigen Verbindungsleitungen geführt wurde, zu überwachen. Die durch die Einzelleitungen oder schlecht isolierten Doppelleitungen in die Erde gelangenden Summer- oder Fernsprechströme verlaufen dort als Stromfäden. In das Gebiet dieser Stromfäden werden bei dem Arendtschen Abhorchverfahren mehrere eingegrabene Erdleitungen als Sonden möglichst weit hineingetrieben. Aus einer Anzahl solcher Erdsonden sind nun die herauszufinden, deren Lage zu den in der Erde verlaufenen Stromfäden genügt, um Potentialdifferenzen zu erhalten, die im Telephon durch Lautverstärker wahrnehmbar gemacht werden können. Die Arendt-Stationen haben namentlich zu Anfang des Krieges sehr gute Ergebnisse erzielt, bis die Gegner der Abhorchgefahr durch Anlage gut isolierter Doppelleitungen möglichst vorzubeugen suchten. Dauernd gute Dienste haben die Arendt-Stationen auch durch die mit ihnen vorgenommene Kontrolle des guten Zustandes und vorschriftsmäßigen Betriebes der eigenen Leitungen in der Kampfzone geleistet.

d) Funkentelegraphie. Zu Anfang des Krieges kamen zur Verwendung: schwere und leichte fahrbare Funkenstationen sowie Automobilstationen. Die schweren Stationen und Automobilstationen waren entsprechend ihrer größeren Reichweite den Armeeoberkommandos und den Gruppenkommandos und die leichten Stationen besonderen Divisionen zugeteilt. Jede Kavalleriedivision war mit einer schweren und zwei leichten fahrbaren Funkenstationen ausgerüstet. Für unwegsames Gelände diente die Packsattelstation.

Schwere Funkenstation. Sie besteht aus drei mit je sechs Pferden bespannten Protzfahrzeugen, und zwar einem Stationsfahrzeug, einem Mastfahrzeug und einem Gerätefahrzeug. Im Stationsfahrzeug sind die funkentelegraphischen Apparate in der Protze und die Maschinenanlage im Hinterwagen fest eingebaut. Das Mastfahrzeug trägt einen 30 m hohen auskurbelbaren Teleskopmast und eine zwölfdrähtige Schirmantenne. Im Gerätefahrzeug ist das für einen mehrwöchigen Betrieb nötige Betriebsmaterial, wie Brennstoff u.s.w. und reichlich Reservematerial, untergebracht. Die Station arbeitet mit dem System der tönenden Löschfunken (Ergbd. I, S. 460 f.). Der Sender hat einen kontinuierlichen Wellenbereich von 500 bis 2500 m, der Empfänger einen solchen von 300 bis 2500 m. Die Kraftquelle besteht aus einem 7–8-pferdigen wassergekühlten Benzinmotor, der mit einem 500-periodigen Wechselstromgenerator von 3 kW-Leistung direkt gekuppelt ist. Die Strahlungsenergie der schweren Station beträgt etwa 1,5 kW, die Reichweite 250–300 km. Der Aufbau erfordert 15 Minuten. Das Bedienungspersonal sitzt auf den Fahrzeugen.

Leichte Funkenstation. Sie besteht aus zwei mit je sechs Pferden bespannten Protzfahrzeugen, dem Stationsfahrzeug und dem Gerätefahrzeug. Das Stationsfahrzeug trägt außer den funkentelegraphischen Apparaten und der Kraftquelle noch einen 17 m hohen auskurbelbaren Teleskopmast und eine sechsdrähtige Schirmantenne. Der Sender hat einen Wellenbereich von 400 bis 1000 m, der Empfänger von 300 bis 2500 m. Die Kraftquelle besteht aus einem vierpferdigen wassergekühlten Benzinmotor, der mittels Riemen einen 500-periodigen Wechselstromgenerator von 1 kW-Leistung antreibt. Strahlungsenergie etwa 0,5 kW, Reichweite 100 km. Der Aufbau erfordert 5 Minuten; das Bedienungspersonal ist beritten.[366]

Später erhielten die leichten Stationen einen Senderwellenbereich von 150 bis 1600 und einen Empfängerwellenbereich von 150 bis 7000 m, damit sie auch mit den Flugzeugstationen, die einen Wellenbereich von 150 bis 500 m haben, verkehren konnten.

Packsattelstation. Die gesamte Station ist in zwölf Transportkoffern untergebracht, die in vollgepacktem Zustande 40–45 kg wiegen. Je zwei Koffer sind eine Traglast; für die Station sind also sechs Zugtiere erforderlich. Antennenleistung etwa 500 Watt, Reichweite bis 100 km. Der tönende Löschfunkensender hat einen kontinuierlichen Wellenbereich von 600 bis 1800 m; der Empfänger hat einen Wellenbereich von 200 bis 2300 m. Als Kraftquelle dient ein kleiner luftgekühlter Benzinmotor, der mittels Riemen einen 500-periodigen Wechselstromgenerator antreibt. Die Schirmantenne wird von einem 15–27 m hohen Mast getragen, der aus kurzen Einzelteilen zusammengesetzt wird. In dem gebirgigen Gelände des Balkankriegsschauplatzes und in der Türkei sind die Packsattelstationen mit Vorteil verwendet worden.

Automobilstationen. Die Stationseinrichtung ist die gleiche wie bei den schweren Stationen. Der Mast ist ebenfalls 30 m hoch und die Reichweite beträgt auch 250–300 km. Zum Antrieb des 500-periodigen Wechselstromgenerators wird der Fahrbenzinmotor benutzt. Die Fahrgeschwindigkeit des Automobils beträgt etwa 60 km in der Stunde.

Schützengrabenstationen. Im Stellungskrieg konnten die für den Bewegungskrieg vorhandenen Funkenstationen wegen der Größe der Apparate, Umständlichkeit der Bedienung, besonders aber wegen Höhe der Masten nicht in vorderster Linie verwendet werden. Seit Frühjahr 1916 kamen allgemein besondere Schützengrabenstationen zur Verwendung, die in den Unterbänden bequem untergebracht und bedient werden konnten. Bei der Verwendung dieser Stationen in Unterständen von 7 bis 9 m unter Erde, die eine Länge des Stollenganges von 20 bis 25 m bedingte, gelangte nur ein Teil der erzeugten Hochfrequenzenergie in die Antenne, während die übrige Energie sich in dem Kurzschlußkreise zwischen Antenne und Gegengewichtszuleitung verzehrte. Die Reichweite der Grabenstationen war infolgedessen erheblich geringer als beim Aufbau der gleichartigen Stationen über Erde; sie betrug aber noch 2–5 km und genügte daher den Anforderungen. In den vordersten Gräben kamen nur Erdantennen, weiter hinten bei den Kampftruppenkommandeuren und den Regimentsstäben Niedrigantennen bis zu 3 m Höhe zur Verwendung. Benutzt wurden fast ausschließlich Tonfunkensender mit induktiver Koppelung von Stoßkreis und Luftdrahtkreis sowie Kathodenröhrenverstärker im Empfangskreis. Da im feindlichen Feuer auch die Erd- und Niedrigantennen oft beschädigt wurden, versuchte man die Auslegung von Stollenantennen, die ganz im Unterstände oder im Grabenstollen verliefen. Befriedigende Erfolge wurden damit erst erzielt, als die Stationen mit ungedämpften Schwingungen, und zwar Kathodenröhren als Schwingungserzeugern, zur Einführung kamen.

Es kamen drei Typen zur Verwendung; kleine, mittlere und große Schützengrabenstationen.

Kleine Schützengrabenstation. Sie wird nach ihrer Verwendung auch Sturmtrupp- und Granattrichterstation genannt. Als Stromquelle dienen Akkumulatoren; der entnommene Gleichstrom wird durch einen Summer oder Pendelunterbrecher umgeformt. Stromquelle, Sender, Empfänger und Antenne sind in einem Apparat von 18 kg Gewicht vereinigt. Der Sender arbeitet mit den Wellen 150 m, 225 m oder 300 m, der Empfänger hat einen Wellenbereich von 150 bis 600 m. Ein Zwischenkreisempfänger mit größerem Wellenbereich und eine Verstärkerapparatur können angestöpselt werden.

Mittlere Schützengrabenstation. 25 kg in sechs Traglasten. Als Energiequelle wird entweder eine Sammlerbatterie von 24 Volt oder ein Tretgestell benutzt, an dem zwei Mann die Mittelfrequenzmaschine mit einer Drehzahl von 4500 in der Minute antreiben. Unter Umständen kann auch eine luftgekühlte leichte Benzindynamo verwendet werden. Der Sender arbeitet mit Wellen von 200 bis 800 m, der Empfänger ist auf einen Wellenbereich von 150 bis 250 m einstellbar.

Große Schützengrabenstation. Sie ist eine fahrbare Station, aber so eingerichtet, daß sie aus dem Wagen herausgenommen und in einen Unterstand eingebaut werden kann. Auch ist sie bereits mit einer Einrichtung zum Empfang ungedämpfter Wellen versehen. Die Bedienung erfordert aber ganz geübtes Personal. Die Reichweite der Station beträgt 125 km, sie ist in einen leichten Protzfahrzeug untergebracht. Die Protze enthält zwei Transportkästen; in dem einem ist der tönende Sender mit einem Wellenbereich von 150 bis 1600 m und in dem anderen der Empfänger mit einem Wellenbereich von 150 bis 3800 m, einem Lautverstärker und einem Wellenmesser untergebracht. Im Hinterwagen sitzt die tragbare Kraftquelle. Sie besteht aus einem kleinen luftgekühlten Zweizylindermotor, mit dem ein 500-periodiger Wechselstromgenerator direkt gekuppelt ist. Der Hinterwagen trägt auch einen 15 m hohen auskurbelbaren Teleskopmast mit einer sechsdrähtigen Schirmantenne und zwei Stahlrohrsteckmaste von je 12 m Höhe mit zugehöriger T-Antenne.

Flugzeugstationen. Zunächst erhielten die Flugzeuge nur Sendereinrichtungen, später auch Empfangseinrichtungen (vgl. Ergbd. I, S. 461). Ein kleiner Propeller vorn im Flugzeug treibt eine 500-Periodendynamo von 250 Volt Leistung bei 4500 Umdrehungen in der Minute. Bei neueren Flugzeugen wurde die Dynamomaschine mit dem Motor gekuppelt. Der Sender arbeitet mit den Wellen 150, 200 und 250 m, kann aber auch noch Wellen von 300 und 350 m benutzen. Der Wellenbereich wurde so niedrig gewählt, damit keine Störungen der Schützengrabenstationen eintreten sollten. Als Antenne kam gewöhnlich ein 35 m langer herabhängender Draht zur Verwendung, der am Ende mit einem 1/2 kg schweren Gewicht belastet ist; bei Einsitzern hat die Antenne eine Länge von 20 m. Als Gegengewicht dienen die gesamten Metallteile des Flugzeugs einschließlich Benzintanks und Motors. Sie sind leitend miteinander verbunden. Zur Verbesserung des Gegengewichts sind außerdem in die Ränder der Tragflächen und des Bordkörpers Litzendrähte eingezogen.[367]

Die neueren Flugzeuge erhielten Empfänger und Verstärker; sie konnten auf mehr als 150 km Entfernung untereinander und mit dem Flughafen verkehren. Zum Verkehr zwischen Flugzeug und Befehlstelle auf dem Boden wurden besondere fahrbare Stationen – die Fliegergefechtsstationen – gebaut, die den leichten fahrbaren Funkenstationen gleichen. Die Großkampf- und Riesenflugzeuge wurden mit 1-kW-Sendern und Antennen von 60 bis 100 m Länge ausgerüstet. Aehnliche Stationen erhielten auch die Luftschiffe. Für den Verkehr von England nach der deutschen Küste reichte 1-kW-Antennenenergie aus. Der mit kontinuierlicher Wellenskala arbeitende Sender ist bei den Luftschiffstationen in einen geschlossenen Metallkasten eingebaut, und damit sich kein entzündbares Gas bildet, dauernd von Frischluft umspült. Halbstarre Antennen in Form aufgesetzter Schirmantennen und feste Antennen in Gestalt isolierter, am Tragdeck befestigter oder in ihm eingelegter Drähte kamen nach Einführung der Röhrensender als Schwingungserzeuger zur Anwendung. Der Empfang im Flugzeug wurde durch Einführung des gegen Erschütterungen unempfindlichen Karborunddetektors der Telefunkengesellschaft und durch Kathodenröhrenverstärker sichergestellt.

Um den funkentelegraphischen Verkehr des Feindes beim Fliegereinschießen zu stören, wurden besondere Störstationen in Betrieb genommen. Die Störstation ist gewöhnlich eine Automobilstation mit zwei Fahrzeugen. Im Stationswagen sind die funkentelegraphischen Apparate auf einem Tisch aufgestellt, und im Maschinenwagen sind ein wassergekühlter Vierzylinderbenzinmotor und die elektrischen Maschinen untergebracht. Der tönende Löschfunkensender hat einen Wellenbereich von 150 bis 1600 m; als Luftleiter dient eine Doppelkonusantenne an einem 17 m hohen auskurbelbaren Teleskopmast. Die Antennenleistung beträgt 1 kW.

Zu einer Störstation gehört noch eine Störleitstelle, die mit einer Empfangseinrichtung und einer scharf gerichteten Antenne ausgerüstet ist. Die Leitstelle ist von der Störstation etwa 6 km entfernt. Sie beobachtet im Zusammenarbeiten mit den verschiedenen funkentelegraphischen Beobachtungsstellen den feindlichen Fliegerverkehr und gibt durch Fernspruch die Befehle zum Stören an die Störstelle.

Richtempfänger- oder Goniometerstation. Sie dient zur Ortsbestimmung ferner Funkstellen und wurde anfänglich meist mit der Goniometeranordnung nach Bellini-Tosi in der Marconischen Ausführung ausgerüstet (Ergbd. I, S. 785). Besonders gute Dienste haben die Stationen zur Richtungs- und Ortsbestimmung für Schiffe, Luftschiffe und Flugzeuge geleistet. Die Ortsbestimmung erfolgte hier so, daß z.B. ein Luftschiff mit einem ungerichteten Sender Zeichen gab und sich seine Lage von zwei Richtempfängerstationen bestimmen und drahtlos übermitteln ließ. Es war auf diese Weise möglich, die Zeppeline bis über das Weichbild von Paris bei Nacht und bei vollkommenem Nebel zu leiten. Im Verlaufe des Krieges wurden die Richtempfangsanlagen durch Einführung von Hochfrequenzverstärkern und damit verbundener kleinerer Antennen wesentlich vereinfacht. Es kamen gerichtete Niedrigantennen und schließlich einfache Schleifen- oder Rahmenantennen zur Verwendung. Mit einer Rahmenantenne von etwa 1 qm Windungsfläche, die man im Zimmer aufstellen konnte, wurde größere Empfindlichkeit und Richtwirkung erzielt als die früheren Richtanlagen hatten. Für die Ortsbestimmung ist gleichzeitiges Peilen durch zwei räumlich getrennte Richtempfänger mit bekannter Entfernung voneinander, und zwar möglichst über 40 km, erforderlich. Die Entfernung der beiden Peilstationen bilden die Basis und die beiden gemessenen Winkel die Basiswinkel eines Dreiecks, von dem die Spitze als Ort des Flugzeuges durch Rechnung bestimmt wird. Man bezeichnet die Richtempfängerstationen auch als Kreuzpeilstationen, weil die beiden Schleifen- oder Rahmenantennen senkrecht zueinander angeordnet werden, d.h. die eine z.B. von Süden nach Norden und die andere von Osten nach Westen gerichtet ist. Das Rahmengebilde stellt also ein Kreuz vor. In den in die Antenne eingeschalteten Empfangspulen erhält man die größte magnetische Feldstärke, wenn der Sender in der Verlängerung der betreffenden Antenne liegt; die Feldstärke null aber, wenn er senkrecht zu ihr zu liegen kommt. Die innerhalb der beiden Feldspulen drehbar angeordnete Koppelungsspule bildet mit Detektor und Fernhörer einen aperiodischen Schwingungskreis. Stellt man den über einer Windrose spielenden Zeiger dieser Koppelungsspule auf die größte im Fernhörer wahrgenommene Lautstärke ein, so weist er in die Richtung des Senders hin. Da sich jedoch das Verschwinden des Tones schärfer als sein Höchstwert ermitteln läßt, so stellt man auf dieses ein und versetzt den Zeiger auf der Spule um 90°. Der österreichische »Flimmerkreuzpeiler« bestimmt dagegen die Richtung nicht aus dem Nullwerden der Zeichen im Minimum, sondern aus ihrer Gleichheit zu beiden Seiten des Minimums.

Richtsenderstationen. An der Nordseeküste sind von der Telefunkengesellschaft nach besonderen Angaben der Marineverwaltung zwei große Richtsenderstationen nach dem Telefunkenkompaßprinzip (vgl. Ergbd. I, S. 762) aufgestellt worden. Sie leisteten unseren Luftschiffen bei der Orientierung über England gute Dienste.

Der Empfangsteiler. Die Steigerung des drahtlosen Verkehrs im Kampfgebiete zeitigte bald das Bedürfnis, mit einer Antenne gleichzeitig die Signale verschiedener Stationen, d.h. Wellen verschiedener Länge zu empfangen. Der zu diesem Zwecke von der C. Lorenz-A.-G. konstruierte Empfangsteiler beruht auf dem Prinzip der Wheatstoneschen Brücke; er ermöglicht den gleichzeitigen Betrieb zweier Empfänger mit nur einer Antenne. Die Empfänger bilden die Brücken, die Antenne und drei künstliche Antennen die vier Zweige der Brückenschaltung. Die künstliche Antenne wird aus möglichst verlustfreien Selbstinduktionen und Kapazitäten so gebildet, daß ihr scheinbarer Wechselstromwiderstand in einem bestimmten Wellenbereich dem scheinbaren Antennenwiderstand entspricht. In der Praxis genügt es meist, nur eine einzige künstliche Antenne und an Stelle der anderen feste Kondensatoren gleicher Größe zu verwenden. Bei verhältnismäßig kleiner Antenne genügt für die Bildung der künstlichen Antenne eine Selbstinduktion und eine Kapazität bestimmter Größe in Serienschaltung. Die Schaltung des hiernach recht einfachen Apparatsatzes erfolgt nach Fig. 1, während die praktische[368] Ausführung der für die fahrbaren Stationen bestimmten Empfangsteiler durch Fig. 2 und 3 veranschaulicht wird. Zur Einstellbarkeit auf die zugehörige Antenne sind auf der stufenartig ausgebildeten Deckplatte die erforderlichen Drehschalter angebracht. Der vordere Drehschalter mit der Gradeinteilung 0–180° dient zur Bewegung des Drehkondensators, dessen Kapazität zur

Herstellung des richtigen Brückenverhältnisses der Antennenkapazität angepaßt werden muß (Kondensator K in Fig. 1). Der rechts auf der erhöhten Oberplatte sitzende Drehknopf ist der Antennenschalter; durch ihn wird die Antenne angeschaltet, und zwar bei über 600 cm Antennenkapazität unter Zusatz von vier unveränderlichen Glimmerkondensatoren. Links auf der erhöhten Oberplatte sitzt der Wechselschalter, durch den der linke, der rechte oder beide Empfänger zugleich an die Antenne angeschaltet werden können.

Erdtelegraphenstationen. Sie dienen in geeigneten Fällen als Ersatz für die funkentelegraphischen Schützengrabenstationen. Sie können sicherer aufgebaut werden als die Funkenstationen, und ihre Bedienung ist auch einfacher. Ihrer Konstruktion liegt folgendes Prinzip zugrunde: Wird der mittelfrequente Wechselstrom einer Maschine oder eines Unterbrechers W (Fig. 4) beim Druck einer Telegraphiertaste T über zwei Erdleitungen E und E1 in den Boden geleitet, so verteilt er sich in ihm nach allen Seiten entsprechend der Leitfähigkeit. Befinden sich in einiger Entfernung im Boden die beiden Erdleitungen e und e1 einer Empfangseinrichtung mit empfindlichem Fernhörer F, so nimmt ein Teil der ausgesandten Stromfäden seinen Weg über die Empfangsleitung und bringt den in diese eingeschalteten Fernhörer zum tönenden Ansprechen. Bei Anwendung von Lautverstärkern auf der Empfangstation erreicht man auf diese Weise eine sichere Verständigung auf durchschnittlich 2 km, bei guten Bodenverhältnissen, z.B. dünner Humusschicht auf felsigem Boden, sogar bis 4 km. Die Telephone sind auf Tonfrequenzen von 850, 1050, 1350 und 1550 abgestimmt, um den ungestörten Verkehr mehrerer Verbindungen zu gleicher Zeit aufrechterhalten zu können. Die Erdleitungen der beiden korrespondierenden Stationen sind tunlichst parallel anzulegen; sie können ganz gefächert in Gruben oder Stollen geführt oder auch in Panzerkabeln verlegt werden. Als Stromquelle diente zuerst ein Pendelumformer, dann allgemein ein Seibtscher Unterbrecher mit schwingender Membran, der den von einer kleinen Sammlerbatterie entnommenen Gleichstrom in Wechselstrom der vorbezeichneten Periodenzahl umformte. Vereinzelt kam auch ein stärkeres Motorerdtelegraphengerät mit einem durch einen Benzinmotor angetriebenen Wechselstromgenerator zur Verwendung, womit Reichweiten bis 14 km erzielt wurden. Die Empfangseinrichtung der Erdtelegraphenstation kann auch zum Abhören der feindlichen und zum Mithören bezw. Ueberwachen der eigenen Ferngespräche als Arendt-Station benutzt werden.

Mit Nutzen ist der Erdtelegraph auch zum Aufsuchen feindlicher Kabel benutzt worden. Liegt in einiger Entfernung von den Senderenden des Erdtelegraphen ein Kabel im Erdboden, so nimmt dessen metallener Mantel besonders viele Stromfäden auf und bildet ein entsprechend kräftiges elektromagnetisches Feld. Man sucht nun den Erdboden dicht über der Oberfläche[369] systematisch mit einer Suchspule ab, die zahlreiche Drahtwindungen um einen eisernen Kern enthält und mit einem Lautverstärker verbunden ist. Die Senderzeichen hört man am lautesten, wenn die Suchspule sich unmittelbar über dem Kabel befindet und in wagrechter Lage einen Winkel von 90° mit dem Kabel bildet. Man muß also die Spule beim Suchen langsam drehen. Feindliche Kabel bis zu 2 m Tiefe sind so festgestellt worden.

Blinkgerät. Im unwegsamen Gelände und auch sonst in geeigneten Fällen, wo das Nachrichtengerät der Telegraphie nicht geeignet oder verfügbar war, ist von der Lichtsignaltelegraphie Gebrauch gemacht worden. Hierzu diente das »Blinkgerät«, das entsprechend der Reichweite in drei Größen zur Ausführung gekommen ist. Die Lichtstrahlen einer von galvanischen Elementen gespeisten Glühlampe werden durch eine Linse gesammelt und mittels einer Spiegelanordnung nach der Gegenstation geworfen. Eine Blende verhindert in der Ruhe den Austritt des Lichtes. Mit einer Telegraphiertaste wird die Blende geöffnet und geschlossen und damit die Abgabe kurzer und langer Lichtblitze im Zeichen des Morsealphabets ermöglicht. Auf der Gegenstation wird die Aufnahme der Signale durch Benutzung eines Fernrohrs erleichtert.

Die Großstationen. Die im Privatbetrieb befindlichen deutschen Großstationen Nauen und Eilvese wurden sofort für Kriegszwecke nutzbar gemacht; es gelang durch sie in Verbindung mit den deutschen Stationen in Sayville und Tuckerton in Amerika, Kamina in Togo und Windhuk, sowie die Südseestationen in Jap, Naura und Apia die deutsche Handelsflotte von der Kriegsgefahr zu unterrichten und sie zunächst in gesicherte Häfen zu geleiten. Bei Beginn des Krieges war die Station Sayville nur klein. Es gelang aber bald, einen 100-kW-Sender hinüberzuschaffen und die Antenne auf 150 m zu erhöhen; hierdurch konnte ein fall ununterbrochener Verkehr mit Deutschland ermöglicht werden. Bis zum Eintritt Amerikas in den Krieg wurden zwischen den deutschen und amerikanischen Funkstellen, abgesehen von der funkentelegraphischen Verbreitung allgemeiner Nachrichten, rund 6 Millionen Wörter in der Form von Telegrammen ausgetauscht.

Mitte 1916 wurde in Königswusterhausen bei Berlin eine für Zwecke der Heeresverwaltung von der Telefunkengesellschaft hergestellte Großstation in Betrieb genommen, von derselben Gesellschaft wurde die Großstation Pola der österreichischen Heeresverwaltung erheblich verstärkt und den Kriegsanforderungen entsprechend ausgerüstet. Auch die Apparatur der von der deutschen Heeresverwaltung erbauten Großstation Osmanié am Bosporus ist von der Telefunkengesellschaft geliefert worden. Telefunkenlöschfunkensender sind auch für die Station der Obersten Heeresleitung zur Verwendung gekommen.

a) Großstation Königswusterhausen. Sie Stellt den modernsten Typ einer Großstation für tönende Löschfunken dar. Die Kraftanlage besteht aus drei je 150 PS. starken Rohölmotoren. Zwei dieser Motoren liefern die maximale Senderenergie von 70 kW; der dritte dient als Reserve. Ein weiterer kleiner Rohölmotor ist für geringere Senderenergie oder auch für einen 5-kW-Zusatzsender und zum Laden der Sammlerbatterie vorgesehen. Der große 70-kW-Sender der Station hat einen lückenlosen Wellenbereich von 3500 bis 8000 m; dazu wird die größte der drei vorhandenen Antennen benutzt. Der Zusatzsender von 5 bis 6-kW-Leistung hat einen ebenfalls kontinuierlichen Wellenbereich von 1800 bis 5500 m. Die Funkenstrecke (vgl. Fig. 5) ist als Serienfunkenstrecke ausgebildet; sie besteht aus 65 aktiven und 30 Hilfsfunkenstrecken. Die Variometer des Stoßkreises und des Antennenschwingungskreises bestehen aus großen Kupferbandspiralen. In der Station sind neben den beiden Telefunkensendern noch aufgestellt: ein 35-kW- und ein 5-kW-Poulsen-Sender der Aktiengesellschaft C. Lorenz. Die vorhandenen vier Sender können durch einen Senderart- und Antennenwähler, die ähnlich wie ein Stellwerk von Hand bedient werden, wahlweise auf sechs Antennenkombinationen arbeiten. Die große L-Antenne ist in zwei Abteilungen, die einzeln oder zusammen benutzt werden können, auf fünf Masten von je 150 m Höhe beteiligt. Außerdem sind zwei kleine T-Antennen vorhanden, die gleichfalls getrennt oder zusammengeschaltet werden können. Die in einem besonderen Räume untergebrachte Empfangsanlage gestattet den Empfang von 300 bis 35000 m langen Wellen, und zwar ist für jeden Hauptwellenbereich ein Spezialempfänger vorgesehen. Es sind fünf Empfängersysteme vorhanden, von denen jeder auf einem besonderen Tische aufgestellt ist. Der gesamte Dienstbetrieb spielt sich im Empfängerraume ab. Auf jedem Tisch ist eine Taste angebracht, die den Sender steuert und gleichzeitig durch eine Kippbewegung die ganze Anlage automatisch vom Senden auf Empfang oder umgekehrt steuern kann. Zur Sicherung gegen Fliegergefahr sind die Gebäude der Station halb in die Erde versenkt und die Decke bombensicher aus dicken Zementgewölben hergestellt worden. Die Turmfüße der Antennenträger sind durch seitliche Verankerungen so gesichert, daß der Fuß nicht aus seinem Hauptlager herausgeschleudert werden kann.[370]

Großstation Pola. Als Betriebskraft dienen zwei stehende Dreizylinder-Dieselmotoren von je 130 PS. Jeder Motor ist mit einer Gleichstromdynamomaschine von 80 kW bei 220 Volt Spannung gekuppelt, die getrennt oder zusammen wahlweise auf eine Akkumulatorenbatterie von 1600 Amperestunden Kapazität auf die anderen Stromverbraucher oder auf beide zusammen umschaltbar lind. An elektrischen Generatoren sind vorhanden: zwei 500 periodige Wechselstromgeneratoren von je 50 kW für den großen Tonsender, zwei kleinere von gleicher Periodenzahl für 8 kW für den kleinen Tonsender und ein 80-kW-Generator mit einer sekundlichen Wechselzahl von 10000 bei 3000 Touren und Frischluftkühlung für die Aussendung ungedämpfter Wellen. Im Senderraum sind ein großer Tonsender für 35 kW und ein Maschinensender für ungedämpfte Wellen mit einer Leistung von 50 kW Schwingungsenergie aufgeteilt. Der große Tonsender ist nach dem Prinzip der Stoßfunken gebaut, die die Antenne 1000 mal in der Sekunde anstoßen. An der Empfangsstelle werden diese 1000 Anstöße als Ton aufgenommen, und wenn sie im Rhythmus der Morsezeichen ausgesandt werden, als solche abgehört und niedergeschrieben. Die Grundperiode des 50-kW-Maschinensenders beträgt 10000; sie kann durch die aufgestellten Frequenztransformatoren auf den vier-, sechs- und achtfachen Betrag erhöht werden und damit Wellenlängen von 7500, 5000 und 3700 m zur Aussendung bringen. Beim Telegraphierbetrieb arbeitet die Maschine abwechselnd auf die Antenne oder einen Belastungskreis, der in den Pausen zwischen den einzelnen Zeichen die von der Maschine gelieferte Energie verzehrt. Zur Hörbarmachung der von dem Maschinensender gegebenen Zeichen wird, da so hohe Frequenzen vom Ohr nicht wahrgenommen werden können, dem Sender noch ein niederfrequenter Wechselstrom von 500 Perioden überlagert. Es können aber auch die Empfänger so eingerichtet werden, daß der ankommende Strom im Rhythmus einer Tonfrequenz oder unregelmäßig zerhackt wird. Schließlich kann man auch die Zeichen durch künstliche Ueberlagerung einer anderen Welle im Empfänger mit der Differenz der beiden Wellenfrequenzen hörbar machen. Der Empfängerraum ist mit drei Hauptempfangstischen und zwei Mithörtischen ausgerüstet. Die Tische sind mit Hoch- und Niederfrequenzverstärkern versehen. Ueberlagerungseinrichtungen und Detektoren gestalten wahlweise den Empfang ungedämpfter und gedämpfter Schwingungen in der gewünschten Tonlage. Im Empfängerraum ist auch wegen seiner Kleinheit und einfachen Bedienung der 5-kW-Tonsender aufgestellt worden. Sämtliche Sender lassen sich wahlweise von jedem der drei Empfangstische aus bedienen. Als Antennenträger dient ein 150 m hoher Gittermast, an dem eine Schirmantenne von 18 je 200 m langen Drähten aufgehängt ist. Die Antennendrähte sind nach den an der Peripherie des Stationsgebäudes stehenden 16 m hohen Holzmasten abgespannt. An dem Gittermast sind noch zwei kleinere Antennen, eine Harfenantenne und eine T-Antenne aufgehängt, die für den Betrieb mit den Wellen des kleinen Tonsenders bestimmt sind. Die Erdungsanlage war besonders schwierig, da der Untergrund nackter Fels ist. Von der Decke des Senderraumes laufen die aus je fünf verdrillten Drähten bestehenden Gegengewichtsdrähte nach 6 m hohen Eisenmasten, die in einem Kreise von 75 m Halbmesser aufgestellt sind. Von hier aus ist jeder einzelne Draht strahlenförmig zu einem in den Felsenboden eingesprengten geschlossenen großen Eisenblechring von 1 m Höhe geführt. Von dem Eisenring laufen zahlreiche einzelne Drähte radial nach außen und sind in die vorhandene geringe Humusschicht eingebettet. Es gelang so, den Antennen- und Erdwiderstand auf zwei Ohm herabzudrücken.

Großstation Osmanié. Als Betriebskraft sind vorhanden: eine Dampfmaschine von 150 PS., die eine Gleichstromdynamo von 90 kW bei 220 Volt Spannung antreibt. Als Reserve dienen zwei Petroleummotore von je 75 PS., von denen jeder mit Hilfe seiner Dynamo 45 kW Gleichstrom liefert. Beide Aggregate können parallel oder einzeln arbeiten. Das letztere geschieht, wenn die Station nur mit kleiner Energie sendet. Zwei Umformer von 60 kW und 45 kW formen den Gleichstrom zu hochfrequentem Wechselstrom um. Besondere Gleichstrommaschinen für 1000 Volt Spannung sind zum Betriebe eines Poulsen-Senders aufgestellt; der Sender verbraucht nur 20 kW. Die Station kann mit tönenden Funken und mit ungedämpften Wellen arbeiten. Der große Tonsender leistet 35 kW; der kleine 10 kW. Für den Empfang sind vier Systeme vorhanden, die mit Verstärkern von der Form der Lieben-Röhren ausgerüstet sind. Neben jedem Empfangsapparat ist eine Taste angebracht, durch die die großen Tastenrelais im Senderraume gesteuert werden. Als Luftleiter diente eine an einem 120 m hohen Gittermaske aufgehängte Schirmantenne. Die Station hat den Verkehr mit der Bagdadarmee, den deutschen Truppen im Irak und Persien und auch mit dem Scheich der verbündeten Senussi vermittelt. Die Entfernung Bagdad–Osmanié beträgt 1625 km in der Luftlinie; sie wurde von Bagdad aus mit einer schweren Feldstation nach dem System der tönenden Funken von 1,5 kW Antennenleistung überbrückt.

Großstation der Obersten Heeresleitung. Sie diente zur funkentelegraphischen Verbindung des Großen Hauptquartiers mit den weit entfernten Armee-Oberkommandos auf dem Balkan und im Orient. Die Station arbeitete nach dem System der tönenden Löschfunken unter Verwendung von einer dreizehnteiligen Funkenstrecke mit einer Primärenergie von 60 kW und einer Antennenenergie von etwa 20 kW. Der Sender konnte wahlweise mit fünf verschiedenen Haupttönen sowie deren Untertönen arbeiten; der Wellenbereich erstreckte sich von der Grundschwingung der Antennen bis zu 6000 m. Mit einer Schirmantenne an einem nur 70 m hohen Maste wurde bereits hinreichende Verständigung mit Konstantinopel und Damaskus erzielt.

Die Verwendung ungedämpfter Wellen. Die zunehmende Zahl der Funkenstationen am Boden und in der Luft brachten so zahlreiche Störungen des Betriebes mit sich, daß seine ordnungsmäßige Abwicklung in Frage gestellt wurde. Störungen benachbarter Stationen waren selbst bei größeren Wellenunterschieden nicht zu vermeiden, da auch nicht abgestimmte Antennen bei jedem Impuls angestoßen werden. Abhilfe war nur durch Verwendung ungedämpfter Schwingungen von absoluter Konstanz und Amplitude zu schaffen. Mit der Bogenlampe[371] konnten nach den bisherigen Erfahrungen infolge Schwankens des Lichtbogens nicht genügend konstante Schwingungen erzeugt werden. Auch treten Oberschwingungen auf. Der Hochfrequenzmaschinensender eignet sich nur für große Stationen; es treten Schwierigkeiten bei Erzeugung kleiner Wellen auf und der Weltenwechsel gestaltet sich umständlich. Schädliche Oberschwingungen sind ebenfalls nicht zu vermeiden. Die Frage wurde gelöst durch die Einführung der Kathodenröhren zur Erzeugung ungedämpfter Schwingungen, die Wellen jeder Größe von absoluter Gleichmäßigkeit liefern und damit größte Abstimmschärfe und Störungsfreiheit gewährleisten. Schneller Weltenwechsel ist möglich. Bei Verwendung der Kathodenröhrensender kann man mit geringer Schwingungsenergie in der Antenne auskommen, namentlich wenn an der Empfangsstelle die eintreffende Energie ebenfalls durch Kathodenröhren verstärkt wird. Ueber die Theorie der Kathodenröhren als Erzeuger, Empfänger und Verstärker elektrischer Schwingungen s. Telegraphie ohne Draht. Der Bau feldmäßiger ungedämpfter Schützengrabenstationen wurde von der Telefunkengesellschaft im Mai 1917 begonnen, Ende Juni 1917 wurden bereits die ersten Stationen in Betrieb genommen. Im Zusammenarbeiten mit den in Betracht kommenden militärischen Dienststellen wurde sodann von der Telefunkengesellschaft ein Einheitsgerät geschaffen, das sowohl für ungedämpfte als auch tönende Wellensendung, ferner für tönenden und ungedämpften Empfang und mit einem Zusatzlasten auch für drahtlose Telephonie benutzt werden konnte. Die Wirkung der Apparate war eine ausgezeichnete; in einem Gefechtsabschnitt von etwa 2 km Frontbreite konnten infolge der Möglichkeit mit kleinsten Wellen zu arbeiten, 25 Stationen zum gleichzeitigen Betriebe ohne gegenseitige Störung eingesetzt werden, obgleich die Stationen nur mit einem Wellenabstande von 20 m arbeiteten. Leider hat sich die Einführung der Kathodenröhrenstationen so verzögert, daß sie bei Abschluß des Waffenstillstands erst in geringem Maße erfolgt war. Fig. 6 stellt einen kurz vor Kriegsschluß in Betrieb genommenen Röhrensenderempfänger dar, der zum Senden eine Kathodenröhre von 10 Watt, zum Empfang zwei Kathodenröhren und einen Dreifachlautverstärker mit vier Röhren benutzt. Er arbeitet mit einem stetig veränderlichen Wellenbereich von 300 bis 750 m. Die gesamte Apparatur ist in einem Kasten von 40/21/33 cm untergebracht und hat ein Gewicht von 10,9 kg. Bei der Verwendung als Flugzeugstation wurde mit hängender Antenne von 35 m eine Reichweite von 250 km und mit der seit in das Tragdeck eingebauten Antenne eine solche von 50 km erzielt.

Meldehunde und Brieftauben. Wenn alle telegraphischen Nachrichtenmittel versagten oder solche nicht zur Stelle waren, wurde der Nachrichtendienst durch Meldehunde und Brieftauben aufrechterhalten. Hunde und Tauben haben sich bald an das Kriegsgetöse und die Pulvergase gewöhnt und haben unbeirrt hierdurch wertvolle Dienste geleistet.

III. Die drahtlose Telegraphie in der Kriegsmarine. Sämtliche Schiffe waren ihrer Größe und Bestimmung entsprechend mit drahtlosen Stationen von verschiedener Stärke und Reichweite ausgerüstet. In der Hauptsache kamen Löschfunkensysteme und Systeme für ungedämpfte Schwingungen der C. Lorenz-A.-G. (Poulsen-Lorenz-System) zur Verwendung (vgl. Ergbd. I, S. 771 und 779). Meist waren die größeren Schiffe mit Systemen beider Art ausgerüstet. Zum minderten war der Empfänger für die Aufnahme von gedämpften und ungedämpften Wellen eingerichtet; die von der C. Lorenz-A.-G. zu diesem Zwecke hergestellte Empfangseinrichtung führt die Bezeichnung »Marine-Automatischer-Tikker-Zellenempfänger«. Besonderes Interesse verdient eine Station, die in erster Linie als Reservestation dienen sollte, aber so eingerichtet ist, daß sie bei einer Landung sofort an Land gebracht und dort in wenigen Minuten betriebsfertig aufgestellt werden kann. Größere Kathodenröhrenstationen sind in der Marine während des Krieges in nennenswertem Umfange nicht mehr zur Verwendung gekommen. Gute Dienste hat ein von der C. Lorenz-A.-G. konstruierter Zusatzapparat für Tonempfänger geleistet, der zum Empfang ungedämpfter Wellen mittels Kathodenröhren dient und gleichzeitig als Notsender für geringe Energie benutzt werden kann.

Der Marine-Automatische-Tikker-Zellenempfänger ermöglicht bei Verwendung einer großen Antenne das Heraussuchen jeder beliebigen Welle zwischen 400–10000 m sowie den Empfang von ungedämpften und gedämpften Schwingungen niedriger und hoher Funkenzahl mit dem Tiller allein, mit der Kontaktzelle allein oder mit Tiller und Zelle gemeinsam mit ein und demselben Telephon. Der Tiller ist in zwei Ausführungsformen zur Verwendung gekommen als »Peitschentikker« und als »Rotierender Tiller«. Ueber den von Poulsen angegebenen Peitschentikker in der von der Firma C. Lorenz ausgeführten Konstruktion s. Ergbd. I, S. 780.[372]

Der rotierende Tiller ist gleich dem Peitschentikker ein Unterbrecher, dem die Aufgabe zufällt, die im Empfangskreis aufgespeicherte Energie unmittelbar dem Telephon zuzuführen. Während aber der Peitschentikker durch einen Elektromagneten betätigt wird, geschieht dies beim rotierenden Tiller durch motorischen Antrieb. Da sich mittels des rotierenden Tikkers bedeutend höhere Unterbrechungszahlen erzielen lassen, wird die Kapazität des Schwingungskreises häufiger über den Tikkerkreis entladen und hierdurch die dem Telephon zugeführte Energie entsprechend erhöht. Der rotierende Tiller (Fig. 7) besteht im wesentlichen aus einem mittels Kleinmotors in Drehung versetzten Kontaktkörper, den Tikkerkopf, auf welchem ein Golddraht schleift. Da die Fläche des Tikkerkopfes gleichmäßig geschlitzt ist, werden Unterbrechungen in einer bestimmten, durch die Umdrehungsregelung des Motors wählbaren Schnelligkeit erzielt. Der Motor ist in dem Apparatekasten senkrecht so angeordnet, daß ein Achszapfen durch die Deckplatte ragt. Auf diesem konisch ausgebildeten Zapfen sitzt der Tikkerkopf. Dieser besteht aus einem Hartgummiteil H, auf dessen konischen Zapfen ein gleichmäßig geschlitzter Kontaktring R gefleckt ist, der durch ein als Schraube ausgebildetes Kontaktstück S festgeklemmt wird. Der Kontaktring und der Golddraht G erzeugen die Unterbrechung, während das in leitender Verbindung mit diesem Ring stehende Kontaktstück zur Zuleitung der Hochfrequenzschwingungen dient. Diese Zuleitung erfolgt mittels einer steckbaren Bürste B. Bei Empfängern, die mit Peitschentikker ausgerüstet sind, kann auch der rotierende Tiller mit angeschlossen werden; um beide Tiller wechselweise verwenden zu können, ist ein Umschalter als Tikkerwahlschalter vorgesehen.

Zelle. Als Kontaktzelle kommt eine einstellbare Zelle zur Verwendung, bei der die Elektroden sich erst dann berühren, wenn die Zelle in ihre Fassung eingesetzt wird. Die Elektroden sind exzentrisch übereinander gelagert, so daß durch Drehung der einen oder der anderen der Kontakt zwischen beliebigen Stellen hergestellt werden kann.

Die Landungsstation. Die von der C. Lorenz-A.-G. konstruierte Station ist auf zwölf Traglasten verteilt. Das Höchstgewicht einer Traglast beträgt 31 kg. Als Antennenträger dienen bei Bordbenutzung die Schiffsmaste, bei Landbenutzung zwei schnell errichtbare, teleskopartig ausziehbare Stahlmaste von 15 m Höhe. Der Sender arbeitet mit tönenden Löschfunken und leistet im Durchschnitt etwa 0,4 kW. Als Energiequelle dient eine Wechselstromdynamo, deren Antrieb durch einen Benzinmotor oder einen vom Schiffsnetz gespeisten Elektromotor erfolgt. Der Wellenbereich des Senders ist 400–1600 m und der des Empfängers etwa 300–2000 m. Zur Erdung wird an Bord der Schiffskörper, an Land ein aus Drähten bestehendes Gegengewicht benutzt. Die Apparatur ist in zwei verschließbaren KoffernSender- und Empfängerkoffer – untergebracht, die bei Inbetriebnahme der Station nebeneinander aufgestellt werden und die durch Fig. 8 veranschaulichte Stationseinrichtung darstellen, deren Bedienungsfläche leicht zugänglich ist. Die Funkenstrecke besteht aus zehn Einzelfunkenstrecken und einer Abreißfunkenstrecke. Als Wellenempfänger kommen zwei Kontaktzellen zur Verwendung, die mittels eines einfachen Wählers beliebig geschaltet werden können. Die Zelle besteht im wesentlichen aus einem Hartgummikörper a (Fig. 9), welcher außer den beiden Elektroden und der Feststellvorrichtung die beiden Anschlußstecker trägt. Beide Elektroden lassen sich in ihren Haltern leicht einstellen und auswechseln. Die Flächenelektrode b läßt sich, nach leichter Lösung von dem Hartgummirändel, auf und ab bewegen und in jeder Lage festziehen. Die Spitzenelektrode c sitzt drehbar auf ihrer Führung. Bei dieser Anordnung ist man in der Lage, die ganze Fläche der Gegenelektrode abzutauen. Das Auswechseln der Elektrode geschieht in der Weise, daß man zuerst die bewegliche Elektrode entfernt. Man drückt sie an dem Hartgummirändel d bis an den Anschlag zurück, drückt dann den Feststellknopf oder Hebel e nieder und kann nun die Elektrodenfassung von der Führung abziehen. Zur Abstimmung der Schwingungskreise und zur Prüfung der Kontaktdetektoren[373] ist jeder Station ein kleiner, durch zwei Trockenelemente zu betätigender Summer beigegeben.

Der Zusatzapparat für Kathodenröhrenempfang wird in Verbindung mit einem Empfänger für tönenden Empfang verwendet und erfordert zum Betriebe eine Akkumulatorenbatterie von 12 Volt als Heizbatterie und eine Hochspannungsquelle von 100 Volt als Anodenbatterie sowie zwei Glühkathodenröhren. Zur Regulierung des Heizstromes dient ein Heizstromregulierwiderstand, der zwischen den beiden Röhren angeordnet ist. Der Empfang kann primär oder sekundär erfolgen. Beim Primärempfang werden die Empfangsapparate unmittelbar an die Antenne angeschaltet, beim Sekundärempfang in einem besonderen sekundären Schwingungskreis angeordnet, der durch Spulenübertragung mit dem primären Antennenschwingungskreis verbunden wird. Den Zusatzlasten kann man auch für tönenden Empfang verwenden; man braucht zu diesem Zwecke mit der Zellenkoppelung nur um so viel zurückzugehen, bis die Schwingungen aussetzen. Der überlagerte Tonempfang geht dann in reinen Tonempfang über. Der Zusatzlasten kann erforderlichenfalls auch als Notsender für geringe Energie benutzt werden. Es muß dann der Heizstrom auf die auf den Lampen angegebene Stromstärke, bei zwei Lampen also auf die doppelte Stromstärke eingestellt werden. Aus einer dem Zusatzlasten beigegebenen Tabelle ist zu ersehen, welche Koppelung, Kondensatorstellung u.s.w. für die Aussendung einer bestimmten Wellenlänge zu verwenden sind.

Torpedobootstationen. Große Torpedoboote waren mit Sendern für 2 kW und kleine mit Sendern für 1 oder 0,5 kW Antennenenergie ausgerüstet. Es wurden nur tönende Funken verwendet. Sender und Empfänger waren in einem schalldichten Räume bei einigen Booten unter, bei anderen auf Deck untergebracht. Kleine Boote waren mit einem, große Boote mit zwei Empfängern ausgerüstet. Der Wellen- und Tonbereich der Stationen war groß und stetig veränderbar. Als Antennen wurden für große Boote eine T- und eine L-Antenne von 600 oder 800 cm Kapazität und für kleine Boote eine T- oder L-Antenne von 600 cm Kapazität verwendet. Unterseebootstationen. Für die Unterseeboote mußten die funkentelegraphischen Geräte noch enger gruppiert werden als in den Torpedobooten; es stand hier nur ein ebenfalls gegen Schall isolierter Raum von 2 m Gründfläche zur Verfügung. Die Sender der U-Boote geben etwa 0,5 kW Antennenenergie; der Wellen- und Tonbereich ist ebenfalls groß und stetig veränderbar. Als Antennen kamen T- oder L-Antennen von etwa 500 cm Kapazität zur Verwendung. Die Antennen wurden durch besonders konstruierte Antennenschächte nach außen geführt. Die Antennenschächte bestanden aus Röhren von 30 bis 50 cm, die oben und unten mit je einer Porzellandurchführung wasserdicht abgeschlossen waren. Beim Tauchen des Bootes wurde der Schacht unten außerdem durch eine Klappe wasserdicht verschlossen. Beim Tauchen des Bootes wurden mit einer von innen zu bedienenden Vorrichtung die beiden Masten mit der Antenne umgelegt. Da der wasserdichte Antennenschacht ungefähr 11/2 m über Deck ragte, konnte das Boot auch im tauchfertigen, d.h. überspülten Zustande, noch Senden und Empfangen. Aus dem Bedürfnis der U-Boote, in freier See auf große Entfernungen hin die Richtung feindlicher Fahrzeuge aus ihrem drahtlosen Verkehr festzustellen, wurde eine besondere kleine Rahmenantenne konstruiert und in Verbindung mit einem Kathodenröhrenverstärker[374] als empfindliche Empfangsanordnung verwendet. Da die U-Boote durch ihre tönenden Funkensender die Aufmerksamkeit der feindlichen Streitkräfte auf sich zogen, wurden die Boote neben den tönenden Sendern zunächst versuchsweise noch mit Kathodenröhrensendern für etwa 150 Watt Antennenenergie ausgerüstet. Günstige Ergebnisse damit führten zur Verwendung von 1-kW-Röhrensendern für die großen Unterseekreuzer und 300-Watt-Röhrensendern für die kleineren Boote. Mit diesen Sendern sind sehr große Reichweiten erzielt worden; es wurden z.B. die Signale der an der amerikanischen Küste kreuzenden U-Boote in deutschen Häfen gut aufgenommen. Beide Sendertypen sind für die Wellen von 400 bis 2000 km bemessen und so eingerichtet, daß ohne weiteres mit halber Energie auch tönend gegeben werden kann. Fig. 10 Stellt eine vollständige U-Bootkreuzerstation dar, bestehend aus einem 1-kW-Röhrensender rechts, einem Tonfunkensender links und einem Audion- oder Kathodenröhrenempfänger in der Mitte. Um den funkentelegraphischen Verkehr der Kreuzer mit der U-Bootröhrenstation zu ermöglichen, wurden die Kreuzer mit einem kleinen Zusatzröhrensender für 150 Watt Antennenenergie und einem Wellenbereiche von 400 bis 20000 m ausgerüstet. Für den Verkehr der U-Bootstützpunkte mit den U-Booten wurden Röhrensender für 10 kW Antennenenergie verwendet. Diese Sender können im Bedarfsfalle auch tönend geben, wobei ein Wechselstrom von der entsprechenden Tonfrequenz dem Gitterstrome überlagert wird. Damit das getauchte U-Boot mit den über ihm treibenden Minen nicht in Berührung kommen und Netzsperren, ohne hängen zu bleiben, durchfahren konnte, waren von vorn nach achtern Backbord und Steuerbord Stahlseile über den Kommandoturm gespannt, die alle hervorstehenden Teile überdeckten. Diese Netz- oder Minenabweiser genannten Stahlseile wurden isoliert angebracht und mit gutem Erfolg als Antennen verwendet. Fig. 11 stellt die Mastantenne und die Netzabwehrantenne eines großen U-Bootes dar.


Literatur: Elektrotechnische Zeitschr., Berlin 1919, Heft 11 und 26. – Telefunken-Ztg. Berlin 1919, Heft 15. – Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie, Berlin, Bd. 4.

Otto Jentsch.

Fig. 1.
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Fig. 2., Fig. 3.
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Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
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Fig. 6.
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Fig. 7.
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Fig. 8.
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Fig. 9.
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Fig. 10.
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Fig. 11.
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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 364-375.
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